Sitzvolleyball; gelebte Inklusion hervorragend ins Turnier integriert“

Es ist keine neue Trendsportart der „Spaßgesellschaft“, wie es einem beim ersten Gedanken an Sitzvolleyball in den Kopf kommen könnte, sondern genau das Gegenteil: Gelebte Inklusion bei der Menschen mit und ohne Behinderungen gleichwertig um den Sieg „kämpfen“. „Die Faszination daran ist, dass sie es ohne erkennbare Leistungsunterschiede tun“ so unisono Stefanie Ullrich und Diana Schütz vom Förderprojekt „Anpfiff ins Leben“.

 

„Was willst mit dem Schmarrn“ war auch zunächst die erste Reaktion von Rudi Sonnenbichler auf den Anruf seines Physios vor wenigen Jahren. „Da bist du fast zwei Jahrzehnte Bundestrainer im deutschen Volleyballverband und weißt nix davon“ so das Urgestein des deutschen Volleyballs. Schnell ließ er sich jedoch von der Faszination Sitzvolleyball anstecken und übernahm das Amt des Bundestrainers der Sitzvolleyballer im Jahr 2011. „Es ist unglaublich zu welch athletischen und spielerischen Leistungen die „Volleyballer mit körperlichem Handicap“ in der Lage sind. Das Spiel bietet alles was die Faszination Volleyball ausmacht. Große technische Fertigkeiten, taktische Raffinesse und Disziplin, gepaart mit immensen körperlichem Einsatz. Leider ist es bislang zu wenig bekannt.

 

Sitzvolleyball wurde nach dem zweiten Weltkrieg, aufgrund der vielen Kriegsversehrten, in den Niederlanden entwickelt und 1956 offiziell gegründet. Es wird im Sitzen gespielt und die einzigen Unterschiede zum „normalen Volleyball sind das kleinere Spielfeld, der erlaubte Aufschlagblock und bei einer Ballberührung muss sich der Rumpf auf dem Boden befinden.

 

Rudi Sonnenbichler nahm mit dem Herrennationalteam an den Paralympics 2012 in London teil und holte mit seinem Team die Bronzemedaille. Ins Schwärmen gerät er bei den Erlebnissen seiner zweiten Olympiade. „Alle Stadien waren ausverkauft und die Stimmung war noch besser wie bei der Olympiade. „Im Leichtathletikstadion haben 80000 Menschen den letzten Teilnehmer auf seinen beiden finalen Runden im Stadion mit stehenden Ovationen angefeuert, das war Gänsehautfeeling“. Auch den deutschen Sitzvolleyballern gelang Historisches. In einem dramatischen Spiel um Platz 3 siegten die Deutschen nach einem abgewehrten Matchball mit 16:14 im fünften Satz.

 

Beim Turnier in Reilingen waren 30 Mannschaften, davon vier Sitzvolleyballteams (Leipzig, Leverkusen, Rheinland-Pfalz Auswahl, Damennationalteam) am Start. Alle Sportlerinnen und Sportler und Zuschauer waren hellauf begeistert vom Sitzvolleyballturnier und blickten gebannt auf das Spielfeld. „Es ist faszinierend, durch das kleinere Spielfeld ist das Spiel noch viel schneller als beim „normalen Volleyball“ so der allgemeine Tenor der Aktiven. Diese nutzten am Sonntag die Mitmach-Möglichkeit für eine gemeinsame Trainingseinheit und Spiel mit den Sitzvolleyballteams und waren im Anschluss begeistert. „Es ist wahnsinnig anstrengend auf dem Boden beim hin- und herrutschen auf die richtige Position zu kommen. Die Koordination des Bewegungsablaufs ist unheimlich schwierig“. „Selbst dem vielfachen deutschen Meister VfB Friedrichshafen ist es in Testspielen noch nie gelungen gegen die Sitzvolleyball-Nationalmannschaft zu gewinnen“ so Jürgen Vorsatz, Co-Bundestrainer.

Mit dabei auch drei Spielerinnen der 1. Frauenfußballmannschaft der TSG Hoffenheim. „Es war super, eine tolle Erfahrung zur auf dem Boden zu rutschen, ohne aufstehen zu dürfen“ so Susi Hartl. „Es ist toll zusammen mit „Handicaplern“ zu spielen ohne einen Unterschied wahrzunehmen“ so Selina Hünerfauth. „Die Beine sind halt immer im Weg“ fügte Kristina Kober noch hinzu, dass die Koordination des Bewegungsapparates doch sehr ungewohnt ist.

 

Die Sitzvolleyballer selbst freuten sich über das allgemeine Interesse an ihrer Sportart und nahmen auch gerne die lange Anreise zum Turnier in Reilingen in Kauf. „Wir wollen Interesse wecken, unsere Sportart weiter verbreiten und hoffen hier auf eine Initialzündung in der Region“.

 

Das Sitzvolleyballturnier gewann Leverkusen vor Leipzig, der Rheinland-Pfalz Auswahl und dem Damennationalteam.

 

 

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