Hockenheimer DJK-Trainerin rockt den 50. Berlin Marathon

 

Die DJK-Leichtathletik-Jugendtrainerin Nathalie Bock (30) absolvierte beim 50. Berlin- Marathon ihren ersten Lauf über die 42,195 km in einer tollen Zeit von 4:36:48 Stunden. Im Interview mit Pressewart Christian Ryll spricht die stets gut gelaunte DJK-Trainerin einige Tage nach ihrer geglückten Marathon-Premiere über ihre Vorbereitung und den Rennverlauf. 

 

Berlin ist eine internationale Stadt. Der Marathon gehört zu den sechst größten Marathons der Welt. Wie kamst du darauf in der Hauptstadt zu laufen, überhaupt über diese lange Strecke, die du zuvor noch nie gelaufen bist? 

 

Nathalie Bock: Ich hatte schon immer mal vor einen Marathon zu laufen, hatte mich aber in der Vergangenheit nie getraut, oder lieber in meinem gewohnten Umfeld der Leichtathletik als Trainerin im Mehrkampf aufgehalten. Letztes Jahr dachte ich mir dann, wenn nicht jetzt, wann dann. Also habe ich mich für das Losverfahren für den Marathon angemeldet, denn man kann nicht einfach so mitlaufen. Millionen von Menschen wollen den Marathon in Berlin rennen. Am 6. Dezember zu Nikolaus 2023 wusste ich dann, dass ich angenommen wurde und dann ging's auch direkt in die Vorbereitung. 

 

Als Ehrenamtliche bei der DJK Hockenheim trainierst du Kinder im Alter von 6-12 Jahren. Dann gehst du noch Vollzeit arbeiten. Wie hast du dich da noch vorbereiten können auf einen Marathon? 

 

Nathalie Bock: Zum Glück bin ich nicht die einzige Trainerin für unsere Gruppe. Ich kann mich zum Glück auf unseren Cheftrainer Bernhard Schäfer und die Mädels verlassen, die auch schon seit Jahren die Kids mit mir trainieren. Ich weiß, dass ich auf deren Unterstützung bauen kann, als ich mich dann später in der heißen Phase zurückziehen musste, um mich nach der Arbeit zu einhundert Prozent auf das eigene Training zu konzentrieren.  

 

Wie lief deine Vorbereitung ab? Ist es wirklich so, dass du einfach immer joggen gegangen bist, oder wie kann man sich das vorstellen?  

 

Bock: Ja, laufen gehört dazu und ist auch der Hauptbestandteil der Vorbereitung, sonst bekommt man auch nicht die entsprechende Kondition fürs Laufen des Marathons, aber es sollte ein abwechslungsreiches Training sein. Ich habe immer wieder andere Strecken ausgelotet mit verschiedenen Kilometern und auch wöchentlich ein Ganzkörper-Krafttraining, eine Fahrradtour, schwimmen oder auch Pilates und Yoga Session mit eingebaut, um Abwechslung zu haben und den Körper auf dieses extreme Programm von über 42 Kilometer vorzubereiten.  

 

Fiel es dir leicht als ehemalige Leichtathletin das Trainingsprogramm für den Marathon durchzuziehen? 

 

Bock: Nein. Auf keinen Fall. Am Anfang dachte ich auch, ich lauf einfach drauf los und schau, wie weit ich es schaffe. Ich kam enttäuscht und demotiviert nach Hause. Ich habe mich dann erst Mal in einen Bereich einlesen müssen, über den ich nie viel nachgedacht habe und mich auch kaum interessiert habe. Und so einfach ist das wirklich nicht.

 

Natürlich gibt es nie „den“ einen richtigen Plan, jeder ist anders, aber es gibt einem mal eine Richtung, was man zur Vorbereitung machen kann. Ich selbst musste erst mal mit aufbauendem Konditionstraining anfangen, dann Steigerung dieser, dabei beachten, dass man immer Asphalt läuft, um die Knochen, Bänder und Sehnen darauf zu trainieren, denn die Federung der Tartanbahn gibt es da nicht. Das hat am Anfang auch erst mal wirklich Schmerzen bereitet, wenn man es, wie ich, nicht gewohnt war. 

 

Als ich selbst dann gemerkt habe, ich bin an einem Punkt, ich komme irgendwie nicht weiter, meine Kilometer vermehren sich nicht weiter, meine Ausdauer wird nicht mehr, wusste ich, ich muss mir Hilfe holen. Aber unser Verein ist gut vernetzt und wir haben eine tolle Kooperation mit der ASG Tria Hockenheim, bei der ich mir Tipps zum Training und auch zur Regeneration holen konnte. Hier ein großes Dankeschön an Goran (Cicak) und Henning (Rudolph), die mir manchmal wirklich unlösbaren Situationen Lösungen gezeigt haben, in denen ich echt keine Ahnung hatte, wie ich es machen sollte.  

 

Dann war es soweit. Dein Start zum Marathonlauf. Wie war's? 

 

Bock: Zu Beginn war ich super nervös. Ich habe mich wieder wie mit Sechszehn gefühlt, als ich selbst noch als Leichtathletin aktiv war. Ich kam dann aufs Gelände und es war beeindruckend. So viele Menschen haben genau das gleiche Ziel wie ich. Das schweißt zusammen. Genau um 10.10 Uhr konnte ich nicht starten, es waren einfach 58.212 Personen bei diesem Lauf angemeldet. Als ich die Startlinie später überquert habe, war ich freudig, dass es endlich los ging. Am Anfang ging's an der Siegessäule vorbei. Dann am Regierungsviertel, bei dem ich auch meinen Freund Julian gesehen habe und dann weiter durch ganz Berlin. Ich habe viele bemerkenswerte Persönlichkeiten gesehen auf der Strecke. Ein Mann der mit fast achtzig Jahren den Berlin-Marathon schon dreißig Mal absolviert hat. Bis Kilometer 25 war auch alles für mich einfach. Ich habe meine Pace gut halten können, auch wenn ich viel mehr als Ideallinie laufen musste. Ab Kilometer 30 wurde es langsam schwerer und auch langsam bekam ich leichte Schmerzen in den Knien vom Laufen. Dann habe ich halt angehalten, wie die meisten, wenn was ist und habe mich ein wenig gedehnt. Dann ging's weiter. Auf der Strecke wurde man gut verpflegt und es gab Obst und Getränke alle zwei bis fünf Kilometer. Das Powergel, was ich bei Kilometer 30 eingenommen hatte, bekam mir aber gar nicht gut, bis ich es dann beim Kudamm, bei Kilometer 37/38, es zum Glück wieder los wurde. Leider hat bis dahin aber meine Zeit darunter gelitten und ich war auch kurz davor zu sagen, ich muss aufgeben. Aber manchmal bin ich ein Sturkopf, was mir hier sehr geholfen hat. Ich wusste ab dem Punkt, es sind nur noch zirka fünf Kilometer bis ins Ziel, also lauf den Rest jetzt noch, sagte ich mir. Als ich mich bis zur Straße "Unter den Linden" gekämpft hatte und eingebogen bin und das Brandenburger Tor gesehen habe, war ich so voller Glück und Ehrgeiz, dass ich meine Beine in die Hand genommen habe und gerannt bin, als wären Hunde hinter mir her. Es war berauschend. Die Menschen an der Seite feuern dich an, rufen auch deinen Namen, es ist unbeschreiblich. Ich war selbst so überwältigt als ich im Ziel ankam, dass ich nicht bemerkt hatte, dass ich schon schluchzte und weinte, bis jemand kam und mich fragte, ob alles okay sei. Ich war einfach überglücklich es geschafft zu haben. 

 

Eine Achterbahn der Gefühle. Was steht jetzt an? 

 

Bock: Erstmal Urlaub machen und entspannen. Die Medaille bekommt dann einen Ehrenplatz Zuhause und wird eingerahmt. Sportlich mache ich natürlich weiter, aber vorerst nicht mehr in dem Ausmaß. Für dieses Jahr habe ich dieses große Ziel erreicht und bin stolz, dass ich es geschafft habe in einer Zeit, die ich mir auch vorgenommen hatte. Ich vermisse es die Kids zu sehen und zu trainieren und will erst einmal wieder in die Trainerrolle springen. Was dann 2025 ansteht kann ich mir dann im Dezember überlegen. 

 

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